Anfrage zum Thema Fischmonitoring am Rangsdorfer See und Stand der Kanalsanierung im Bereich Klein Venedig

Anfrage zum Thema Fischmonitoring am Rangsdorfer See und Stand der Kanalsanierung im Bereich Klein Venedig

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Rocher,

im September 2018 wurden Studienergebnisse der Terra Urbana in der Informationsvorlage IV/2018/177 der Gemeindevertretung zur Verfügung gestellt. Die Untersuchungen waren aus der Rangsdorfer See Studie 2015/2016. Nach Durchsicht der Unterlagen ist unter Punkt „2.5.3 Fische“ festzustellen, dass die Ergebnisse des damals 2015/2016 aktuellen Fischmonitorings bis zur Berichterstellung nicht zur Verfügung gestellt wurden und so nicht genauer beurteilt werden konnten. Was waren die Gründe hierfür?

Bitte geben Sie mir außerdem Informationen zu den letzten Fischmonitoringzahlen die vorliegen.

Des Weiteren wurde im September 2018 (BV/2018/910) durch den Hauptausschuss eine Sanierung im Kanal 2 beschlossen. Nach meinen Informationen wurden im vergangenen Jahr lediglich die Zuläufe zum See entschlammt. Wie ist hier der aktuelle Stand.

In der Anlage gibt es außerdem ein Informationsblatt aus dem Dezember 2014 der Firma Terra Urbana. Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, dass zuletzt im Jahre 2004 an einigen Kanälen eine Entschlammung vorgenommen wurde. Ist dies korrekt?

1)      Welche konkreten Maßnahmen wurden seit 2014 umgesetzt?

2)      Des Weiteren ergeben sich gerade aus dieser Studie Handlungsableitungen für uns als Gemeinde. So werden drei Maßnahmen empfohlen:

– Entschlammung und Durchflussregulierung im gesamten Kanalsystem

– Reduzierung Externer Nähr-und Schadstoffeinträge v.a. punktuelle Einläufe und diffuse Abschwemmungen angrenzender Grundstücke

– Sicherung der Ufer sowie Fällung und Lichtung des ufernahen Baumbestandes

3)      Welche dieser Maßnahmen wurden bisher angegangen und in welchem Stadium seit

            Feststellung des Problems haben wir in den letzten sechs Jahren erreicht?

Antwort des Bürgermeisters vom 23.06.2020:

Bezug nehmend auf Ihre Anfrage vom 28.02.2020 möchte ich folgende zusammenfassende Information geben.

Im März letzten Jahres haben wir beim Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Mittel beantragt zur Förderung der naturnahen Entwicklung von Gewässern und zur Förderung von Maßnahmen zur Stärkung der Regulationsfähigkeit des Landschaftswasserhaushaltes. Im November erhielten wir dazu einen Fördermittelbescheid in Höhe von 99.000 Euro. Es wurden Aufträge ausgelöst, sodass mit ersten Untersuchungen begonnen werden konnten. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind notwendige Voraussetzungen für die Beantragung von Fördermitteln zur Sanierung der Seen.

Zu den aktuellen Maßnahmen in den Kanälen möchte ich darauf verweisen, dass wir im Herbst 2019 aufgrund des niedrigen Wasserstandes bereits die Entsorgung von Schrott durch den Wasser- und Bodenverband veranlasst haben und in diesem Zusammenhang auch an den Kanälen 1, 3 und 4 zur Verbesserung der Wasserzirkulation die Verbindungen zum Rangsdorfer See ausbaggern ließen, die schon zum Teil verlandeten waren.

In den Kanälen sind aufgrund der geringen Wasserbewegung, des hohen Nährstoffeintrags und dem damit verbundenen nutzlosen und schädlichen Pflanzenwachstum Sedimente entstanden, die reduziert, das heißt, entnommen werden müssen. Dadurch kann eine Verlandung verhindert werden. Der Uferbewuchs muss teilweise ausgelichtet bzw. beseitigt werden und im Herbst das Laub aus den Kanälen entfernt werden. Auch die Herstellung eines ordnungsgemäßen Uferverbaus sollte umgesetzt werden. Hierzu laufen vorbereitende Arbeiten für den Kanal 2.

Dieser Umstand gestaltet sich deshalb als schwierig, da die Grundstücke teilweise in privater und teilweise in kommunaler Hand sind. Eine Umsetzung der Maßnahmen ist nur möglich, wenn alle Anlieger sich entsprechend beteiligen.

Alle Maßnahmen, die für die Kanäle getroffen werden, hängen natürlich vom Wasserzustand des Rangsdorfer Sees ab. Typisch für den Rangsdorfer See, bei dem es sich um einen Flachsee handelt, ist, dass es ständig einen Wechsel zwischen klarem und trüben Wasserzustand gibt, der maßgeblich von verschiedenen  Mechanismen stabilisiert.  Ob es zu einem Wechsel dieser Zustände kommt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie bspw. den klimatischen Bedingungen, der Seemorphologie und der Struktur des Nahrungsnetzes ab. Das Wasser verändert aufgrund seiner klimabedingten Temperatur seine Schwere und Dichte, was wiederum zur Stagnation oder zur Zirkulation des Wassers führt. Dieser Kreislauf der von der Wassertiefe und  -menge beeinflusst wird, verteilt entsprechend die Nährstoffe, was wiederum unterschiedliches Wachstum von Pflanzen und Tieren nach sich zieht.

Je nach Zustand des Wassers verändert sich auch der Fischbestand, da jeweils die bevorteilt werden, deren Bedingungen jeweils ideal sind (Fried- bzw. Raubfische). Das haben auch die Ergebnisse des Fischmonitorings ergeben. In der Auswertung des Instituts für Binnenfischerei e.V. Potsdam Sacrow  wurde festgestellt, dass […] Grundsätzlich  die Förderung und Stabilisierung des Raubfischbestandes nicht nur zur Verbesserung der fischereilichen Nutzungsmöglichkeiten des Gewässers beiträgt. Raubfische können die Anzahl planktivorer Fische verringern und damit die Entwicklung submerser Makrophyten unterstützen. Ein langfristiger Erfolg ist allerdings nur bei einer gleichzeitigen Reduktion der externen Nährstoffeinträge und der internen Nährstoffzyklen zu erwarten. Der Besatz von Hechten ist im Rangsdorfer See nicht erforderlich, da nach dem Fischsterben bereits mehrere Altersgruppen vom Hecht nachgewiesen wurden und somit von einer natürlichen Vermehrung des Hechts im Gewässer ausgegangen werden kann.

Die nun beauftragten Untersuchungen werden die beschriebenen Faktoren detailliert untersuchen und Empfehlungen für eine fachgerechte Sanierung empfehlen. Hierfür hat das Land Brandenburg eine Förderung in Höhe von fast 15.000 Euro zur Untersuchung der Fischbestandsentwicklung des Rangsdorfer Sees zugesagt. In dieser Untersuchung, die jetzt beauftragt wurde, werden neben der Erfassung der Fischbestände durch verschiedene Fangmethoden auch die Benthosorganismen erfasst. In die Untersuchungen fließen die Ergebnisse vorherigen Untersuchungen als vergleichende Grundlage ein. Aus den Ergebnissen der Untersuchungen lassen sich dann Entwicklungsziele für die fischereiliche Nutzung unter Berücksichtigung der weiteren Nutzungszwecke anpassen.